Der Klassensprecher in der Grundschule
Der Start in die dritte Klasse bringt einige Neuerungen für die Kinder mit sich. Unter anderem verändert sich die Lineatur der Zeilen und das neue Fach „Englisch“ taucht auf einmal im Stundenplan auf. Mit großer Vorfreude gehen die Schüler:innen am Anfang des Schuljahres auch das erste Thema im Sachunterricht an – die Klassensprecherwahl.
Als Einstieg in diese Sequenz kann ich dir das Buch „Ich bin für mich*“ von Martin Baltscheit ans Herz legen. Das Buch handelt vom Wahlkampf der Tiere, welchen bisher immer der Löwe, da er als einziger Kandidat aufgestellt war, gewonnen hat. Doch bei dieser Wahl stellen sich plötzlich alle Tiere zur Wahl. Wie der Titel bereits erahnen lässt, endet das Wahlergebnis am Ende so, dass jeder für sich stimmt und das Chaos ausbricht.
Die Geschichte bietet einerseits einen passenden Einstieg in die Thematik und kann andererseits auch im Verlauf der Sequenz immer wieder aufgegriffen werden, wenn es zur konkreten Umsetzung der Klassensprecherwahl geht.
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Die demokratischen Prinzipien einer Wahl
Bevor jedoch das Thema „Klassensprecher“ in den Vordergrund gerückt wird, müssen die Schüler:innen zunächst einmal erfahren, worauf sie bei einer Wahl achten müssen. Auch hier lässt sich die Geschichte der Tiere gut miteinbeziehen.
Von Seiten der Kindern kommt meist vor allem, dass die Wahl „fair“ oder „gerecht“ sein muss, was natürlich der Grundgedanke ist. Um die demokratischen Prinzipien der Wahl kennenzulernen, habe ich der Klasse eine Geschichte erzählt, in der eine Wahl „unfair“ abläuft. Es durften beispielsweise nur manche Jungen bzw. Mädchen aus der Klasse wählen und die Stimmen der Jungen zählten doppelt so viel. Außerdem mussten sich die Kinder für die verschiedenen Kandidaten melden. Anhand dieser Geschichte haben die Kinder sich nach und nach verschiedene demokratische Prinzipien erschlossen. Manche der Prinzipien fallen den Schüler:innen dabei natürlich leichter und andere schwerer, weshalb man diese an weiteren Beispielen verdeutlichen muss.
Im Anschluss an einen Hefteintrag, in dem die verschiedenen Prinzipien in einem Satz beschrieben werden, habe ich mit den Schüler:innen die Anwendung der Prinzipien mit Hilfe unserer Lerntheke geübt.
Beispiel: „In der Klasse 3b findet die Klassensprecherwahl statt. Alle Jungen haben zwei Stimmen, alle Mädchen haben eine Stimme.“ Die Kinder mussten daraufhin erklären, welches Prinzip nicht erfüllt wurde und warum sowie anschließend das entsprechende demokratische Prinzip angekreuzt haben. Dadurch ergibt sich am Ende ein Lösungscode, mit dem sich die Kinder selbst kontrollieren können.
Die Lerntheke mit Lösungscode „Die fünf demokratischen Prinzipien“ findest du hier.
Die Aufgaben und Eigenschaften eines Klassensprechers
Nachdem die Schüler:innen nun wahre Demokratie-Experten sind, rückt die Wahl des Klassensprechers immer näher. Doch, welche Aufgaben und Eigenschaften hat ein guter Klassensprecher? – Dieser Frage gingen wir in der Folgestunde auf den Kern.
Nach einem kurzen Einstieg präsentierte ich der Klasse verschiedene Aussagen, die auf eine:n Klassensprecher:in zutreffen sollten:
– Der/Die Klassensprecher:in kann am schnellsten in der Klasse laufen.
– Der/Die Klassensprecher:in erledigt alle Klassendienste für seine Mitschüler:innen.
– Der/Die Klassensprecher:in fährt das coolste Fahrrad der Klasse.
Die Kinder erkennen natürlich sehr schnell, dass die Aussagen Quatsch sind und nicht den wahren Aufgaben und Eigenschaften eines Klassensprechers entsprechen. Stattdessen sollten sie im Anschluss in Partnerarbeit verschiedene Aufgaben und Eigenschaften erarbeiten, die ein Klassensprecher haben sollte. Hierzu war es auch noch einmal wichtig zu klären, was genau eine „Eigenschaft“ ist. Vielen Kindern hilft es dabei, mit Adjektiven zu arbeiten.
Im Anschluss fanden sich immer zwei Partner-Teams zum Austausch zusammen und legten jeweils drei Eigenschaften und Aufgaben fest, welche wir im Anschluss im Plenum gesammelt haben. Anhand dieser Sammlung ergaben sich am Ende verschiedene Aufgaben und Eigenschaften eines Klassensprechers, die wir noch als Hefteintrag festhielten.
Zum Stundenabschluss ordneten die Schüler:innen noch verschiedene Aussagen zu den Eigenschaften und Aufgaben eines Klassensprechers „Richtig“ oder „Falsch“ am Smartboard zu.
Als „kleine“ Hausaufgabe sollten sich Schüler:innen, die gerne Klassensprecher:in werden möchten, überlegen, warum er:sie die richtigen Eigenschaften mitbringt, um das Amt auszufüllen.
Der Ablauf einer Wahl und die Klassensprecherwahl
Es ist Wahltag! – Und niemand weiß, wie eine Wahl abzulaufen hat. Das mussten wir schleunigst ändern.
Zu Beginn der Stunde stellte ich eine Wahlurne als stillen Impuls auf. Die Kinder äußerten sich dazu und konnten diese schnell zuordnen. Im Anschluss daran sammelten sie in einer Murmelphase weitere wichtige Gegenstände und Personen, die mit einer Wahl einhergehen und wir hielten diese als Vermutungen an der Tafel fest.
Daraufhin bekamen die Kinder einen Umschlag mit sieben verschiedenen Schnipseln, auf denen die verschiedenen Schritte einer Wahl zu sehen waren. Diese Schnipsel sortierten sie in Partnerarbeit in die richtige Reihenfolge und überprüften als Sternchenaufgabe, ob denn noch weitere Gegenstände oder Personen gebraucht werden, die noch nicht an der Tafel visualisiert sind.
Daraufhin bearbeiteten wir gemeinsam das passende Arbeitsblatt, fanden alle notwendigen Hilfsmittel für eine Wahl und nummerierten den Ablauf der Wahl in der korrekten Reihenfolge.
Die Klassensprecherwahl
Den Kindern war nun also bewusst, wie eine richtige Wahl ablaufen muss und um dies zu festigen, führten wir direkt im Anschluss auch die Klassensprecherwahl durch. Es bietet sich an, dies immer gegen Ende des Schultages zu machen, da die Klasse danach sehr aufgewühlt ist.
Wichtig hierbei ist, sich als Lehrer genau Gedanken zu machen, wie man die Stimmenvergabe handhaben möchte. Soll jedes Kind eine oder zwei Stimmen haben? Muss man ein Mädchen und einen Jungen wählen? Werden die Stimmen geschlechtergetrennt gezählt oder in einer Liste? Wie viele Stimmen muss man erreicht haben? Ab wann gibt es eine Stichwahl? Viele dieser Fragestellungen werden sich im Verlauf der Wahl ergeben, weshalb es sehr wichtig ist, sich selbst ein Konzept zu überlegen.
Ich habe für mich bisher folgende „Regeln“ festgelegt:
– Jede:r Schüler:in hat zwei Stimmen – für einen Jungen und für ein Mädchen.
– Je nachdem wie viele Kandidaten aufgestellt sind, ergibt sich noch ein zweiter Durchgang mit jeweils zwei Jungen und zwei Mädchen, so ist auch gewährleistet, dass jeweils ein Junge und ein Mädchen am Ende gewinnen werden und kein direkter Wettkampf ein Junge vs. ein Mädchen entsteht
– Der/Die Schüler:in mit den meisten Stimmen ist 1. Klassensprecher:in und der/die Schüler:in mit den zweitmeisten Stimmen ist stellvertretender Klassensprecher
Außerdem kommt von den Schüler:innen meist noch die Frage, ob sie sich denn auch selbst wählen dürfen. Hierbei greife ich nochmals die Geschichte der Tiere auf und was dabei herauskam, als sich jeder selbst gewählt hat. Ob die Schüler:innen es dann machen, kann nicht überprüft werden.
Nun dürfen die Schüler:innen Kandidaten aufstellen. Nachdem ein:e Kandidat:in vorgeschlagen wurde, habe ich diese:n auch immer noch gefragt, ob er:sie sich aufstellen lassen möchte.
Sind alle Kandidaten aufgestellt, erklären diese in ein bis zwei Sätzen (Hausaufgabe), warum sie der:die richtige Schüler:in für den Posten des Klassensprechers sind.
Daraufhin beginnt die Wahl. Zwei oder drei Wahlhelfer:innen werden nach vorne gebeten, um die Zettel zu ziehen und die Striche mit an der Tafel zu schreiben.
Am Ende der Wahl erhalten die beiden Sieger:innen, insofern sie die Wahl annehmen, eine Urkunde, die sie selbst unterschreiben. Außerdem habe ich immer jeweils ein Bild der Kinder gemacht und in den nächsten Tagen auf die Urkunde geklebt.
Für einige Kinder wird der Tag der Klassensprecherwahl sicher auch mit einer Enttäuschung enden, weshalb auch hierfür unbedingt Zeit miteingeplant werden sollte.
Weitere Literatur und Materialien*
Um die Sequenz zur Klassensprecherwahl perfekt abzurunden, haben wir dir nachfolgend noch weitere Materialien und Bilderbücher zusammengefasst.
Escape Room – Der Klassensprecher und die Wahl
Zum Abschluss der Sequenz oder als Vorbereitung auf die Probe habe ich mit meiner Klasse unseren „Escape Room – Der Klassensprecher und die Wahl“ durchgeführt. Dadurch wiederholen die Schüler:innen noch einmal die demokratischen Prinzipien, die Eigenschaften und Aufgaben eines Klassensprechers sowie den Ablauf einer Wahl.
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One Comment
Kerstin Wehmeyer
Vielen lieben Dank für euer Engagement und die tolle Idee des Umsonsttages!🤩